Etwa 100 Millionen Frauen verwenden Menstruationsapps. Doch welche ist die richtige für dich? Wir geben Tipps, auf was du achten solltest. Außerdem findest du alle wichtigen Hinweise zum Thema Datenschutz für die Wahrung deiner Privatsphäre. Menstruation matters!
Viele meiner Freundinnen empfinden ihre Menstruation per se als etwas Störendes, mit dem sie sich einmal im Monat herumschlagen müssen. Die Periode stellt eine zusätzliche Belastung zu ihrem ohnehin schon stressigen Alltag dar. Wenn du weißt, in welcher Phase deines Zyklus du dich befindest, kannst du aber nicht nur deine Periode „einplanen“. Du kannst auch mehr über deinen Körper lernen. Menstruationsapps können uns dabei helfen, einen besseren Umgang mit unserer Menstruation zu finden. Aber nur, wenn sie uns sinnvoll unterstützen, statt Klischees zu reproduzieren! Die meisten Frauen, die ich kenne, benutzten diese Apps bis jetzt aber nur, um ihren Zyklus zu „managen“. Denn wir sind in ein durchgetaktetes System eingebunden, in dem kein Platz für natürliche Zyklen ist.
„Jedes Mal, wenn ich meine Periode bekomme, bedeutet das für mich, dass ich, obwohl ich körperlich angeschlagen bin, in etwa das gleiche leisten muss. Auch, wenn ich keine besonders starken Beschwerden habe, fühle ich mich weniger leistungsfähig als sonst. Trotzdem stellt die Gesellschaft die gleichen Erwartungen an mich. Es fällt mir schwer, da nein zu sagen“.
Meine Freundin Ann-Sophie, 32
Damit ist meine Freundin ganz sicher nicht alleine. Vielen Frauen fällt es schwer, ihre Menstruation positiv zu sehen. Unser Alltag wird von Arbeitsterminen, Fahrplänen und Projektphasen gegliedert. Damit verlieren wir aber auch den Bezug zur Umwelt, zu unseren Mitmenschen und zu unserem eigenen Körper. Das ist einer der Gründe, warum viele Frauen unter ihrer Periode leiden und sie als störend empfinden. Doch wie können wir einen besseren Umgang mit unserem Zyklus finden?
Warum helfen uns Menstruationsapps?
Ein wichtiger erster Schritt ist es, unseren Zyklus und unsere Fruchtbarkeit besser zu verstehen. Wir müssen aufhören, unseren Körper als Blackbox zu sehen und endlich seine Funktionsweisen begreifen. Nur dann können wir auch im Einklang mit ihm leben. Menstruationsapps können dir helfen, dich und deine Menstruation besser einzuschätzen, den Zusammenhang zwischen Zyklus und Stimmung zu verstehen und einen ganz neuen Bezug zur eigenen Periode aufbauen! Es ist eine Art Tagebuch über den eigenen Körper, dass uns dabei unterstützt, uns ernst zu nehmen und unseren Körper besser anzunehmen. Die Zahl der Frauen, die solche Anwendungen bereits nutzen, ist enorm. Doch welche Funktionen braucht man wirklich? Was kann man aus seinem Zyklus lernen? Und wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Diese Fragen will ich hier beantworten und einige hilfreiche Anwendungen vorstellen.
Menstruationsplaner und Menstruationstagebücher als App
Auch wenn natürlich viele Mischformen gibt, kann man sich grundsätzlich zwischen einem Menstruationsplaner und einem Menstruationstagebuch entscheiden. Menstruationsplaner sind ein guter Anfang, um dir bewusst zu werden, in welcher Zyklusphase du gerade steckst. Diese grundlegende Funktion haben fast alle Apps. Sie können berechnen, wann die nächste Menstruation fällig ist. Fast alle Anwendungen sind auch in der Lage, aus den eingegebenen Daten den Eisprung und damit die Schwangerschaftschancen zu berechnen. Wenn man sie erst einmal mit den entsprechenden hochpersönlichen Daten wie Sexualverhalten oder Gewicht gefüttert hat. Zudem kannst du notieren, welche Symptome mit der Periode einher gehen. Viele Designs sind allerdings erschreckend rosa und erfüllen alle Klischees, was traditionelle Rollenbilder angeht. Wer sich daran nicht stört, findet eine reichhaltige Auswahl vor. Trotzdem ist die Anzahl an Menstruationsapps noch vergleichsweise klein, wenn man es mit anderen Apps vergleicht. Das verdeutlich einmal mehr, wie sehr Menstruation stigmatisiert und tabuisiert wird.
Menstruationstagebücher erlauben es zusätzlich noch, persönliche Informationen, die nicht direkt mit der Periode zu tun haben, einzutragen. Dass kann helfen, um die Periode als normalen Vorgang zu betrachten und sie zum Anlass zu nehmen, auch andere Bereiche deines Alltags zu reflektieren. Wenn du mehr Daten zusammenträgst, ist es außerdem einfacher, Phänomenen wie PMS, Stimmungsschwankungen und Nährstoffmangel aufzudecken. Allerdings ist damit ein höherer Zeitaufwand gefragt. Zudem ist es vielen Menschen lieber, Tagebuch ganz konventionell mit Papier und Stift zu führen, da es sich doch um einen sehr intimen Vorgang handelt. Aber mit einer App hast du dein Tagebuch immer bei dir und kannst auch in der U-Bahn deine Gefühle eintragen. Wer bis jetzt noch keine Erfahrungen mit normalen Tagebüchern oder Menstruationstagebüchern gesammelt hat, dem wird ein Menstruationsplaner wahrscheinlich als Einstieg leichter fallen.
Datenschutz bei Menstruationsapps

Die Weitergabe von Gesundheitsdaten ist grundsätzlich heikel. Diverse Skandale der Vergangenheit gezeigt, dass es nicht nur Hacker auf unsere Daten abgesehen haben. Auch die meisten Konzerne sammeln und verkaufen sie, um Profit daraus zu schlagen und Kundenpräferenzen prognostizieren zu können. Viele Frauen scheuen sich, derartig sensible Daten wie ihren Zyklus preis zu geben, ohne wirklich zu wissen, was mit diesen passiert. Zurecht! Unsere Periode ist ein Teil unserer wertvollen Privatsphäre, ein hohes Gut, mit dem man nicht leichtfertig umgehen sollte. In den meisten Fällen ist es zudem vollkommen undurchsichtig, welche Daten von Apps erhoben werden, an wen diese weitergereicht werden, wie lange sie gespeichert werden und welche Zugriffsrechte man einer App erlaubt. Gerade bei kostenlosen Apps finanzieren sich die Betreiber meist über Datensammlung und -verkauf. Aber auch bei kostenpflichtigen Apps gibt es keine Garantie, dass deine Daten sicher sind.
Deswegen findest du im folgenden Abschnitt ein paar Tipps bezüglich Datenschutz bei Menstruationsapps. Solche Guidelines helfen, das Datensammeln konventioneller, kostenloser Apps, einzuschränken. Ganz verhindert werden kann es aber meistens nicht. Schließlich ist es ein Teil ihres Geschäftsmodells. Schätzungsweise 100 Millionen Frauen nutzen schon Period-Tracking-Apps, doch die wenigsten machen sich dabei Gedanken um Datenschutz, da das Thema komplex, schwer durchschaubar und oft sehr dröge daherkommt.
Tipps zum Datenschutz bei Menstruationsapps
- Der App nur die Berechtigungen und Zugriffe erteilen, die unbedingt notwendig sind. Es lohnt sich, die Einstellungen zu überprüfen! Stimmen die Berechtigungen mit den Funktionen der App überein?
- AGBs vor dem Download lesen, um heraus zu finden, welche Daten gesammelt werden und was mit ihnen passiert.
- Bereits bei der Suche nach Apps jene heraus filtern, die keine geeigneten Datenschutzstandards erfüllen. Die funktioniert über den Google Play Store bei „Einstellungen“ – „Nutzersteuerung“ und „Filter für Inhalte“. Dann kann eine Datenschutzstufe ausgewählt werden
- Die Ortungsfunktion des Smartphones immer ausgeschaltet lassen!
- Apps möglichst nicht mit anderen Anwendungen wie Facebook verbinden.
- Kostenfreie Drittanbietersperre beim Mobilfunkanbieter einrichten, um zu verhindern, dass durch Klicken auf Werbung Abo-Verträge eingegangen werden. Diese sind zwar meist rechtswidrig aber es ist äußerst mühsam, gegen sie vorzugehen.
drip – Die nicht-kommerzielle App mit Datensicherheit

Dieses Problem hat auch das Berliner Bloody Health Collective erkannt. Sie bieten deswegen eine Open-Source Menstruationsapp an, die Frauen für Frauen programmiert haben. Der Clue: Die Daten werden lediglich lokal auf dem Handy gespeichert, es findet also keinerlei Datenweitergabe statt! Angenehm ist auch das Design. Auf mädchenhaftes pink oder Rollenstereotype verzichtet die App, stattdessen haben die Entwicklerinnen ein Gender-inklusives Design gewählt, welches berücksichtigt, dass nicht nur cis-Frauen menstruieren können. Dabei kann jeder für sich selbst entscheiden, welche Gesundheitsdaten getrackt werden. Neben der Menstruation kannst du so auch deine fruchtbare Phase bestimmen. Dies wird mit der symptothermalen Methode erreicht, bei der sowohl die Körpertemperatur gemessen werden muss als auch der Schleim des Gebärmutterhalses einbezogen wird. Finanziert ist die App durch Spenden und Geldgebern wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung oder die Open Knowledge Foundation Deutschland.
FAZIT: Die App ist kostenlose im Google Play Store erhältlich, allerdings bis jetzt nur in einer Beta-Version. Damit ist die App nicht nur ein Paradebeispiel für Datenschutz und gutes Design, sondern auch ein sehr vorbildliches Projekt von Frauen für Frauen. Unbedingt empfehlenswert dank Datensicherheit und durchdachtem Design!
Clue – Die wissenschaftlich fundierte Variante

Clue besticht durch ein schlichtes, aber angenehmes Design in zurückhaltenden Farben und übersichtliche Darstellungen des Zyklus und des Eisprungkalenders. Schon diese Aufmachung, die auf Geschlechterklischees verzichtet, zeigt ein gewisses Bewusstsein der Macher gegenüber Geschlechtergerechtigkeit. Auch verwendet die App geschlechtergerechte Sprache. Auch Pillen-Erinnerungen sind möglich. Großer Vorteil dieser Menstruationsapp: Mit dieser App kann man lernen, wie sich der Zyklus auf die Stimmung, die Essgewohnheiten und die Leistungsfähigkeit auswirkt und damit seinen Körper besser kennen lernen. Im Gegensatz zu drip handelt es sich bei Clue um eine Profit-App, diese ist allerdings schon in einer endgültigen Version erhältlich. Nach eigenen Angaben findet kein Datenverkauf an Dritte statt. Die App arbeitet mit Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen, um neue Erkenntnisse rund um Menstruation in die App einzubinden.
FAZIT: Diese App besticht vor allem durch ihre zahlreichen, sehr sinnvollen Funktionen. Sie ist gut erprobt und funktioniert einwandfrei. Das Design ist schön und zurückhaltend. Den Machern ist wissenschaftlicher Fundiertheit und Geschlechtergerechtigkeit wichtig. Allerdings fehlt hier der non-Profit Charakter.
Menstruations-Kalender & Zykluskalender – Der Verkaufsschlager

Mit mehr als fünf Millionen Downloads ist diese App bei weitem die häufigste genutzte. Sie ist auf Platz eins im Bereich Gesundheit & Fitness in 43 Ländern. Allerdings ist sie auch ein Beispiel dafür, dass die beliebteste App auf keinen Fall die beste sein muss! Das Design ist geprägt von rosa Tönen und einem sehr mädchenhaften Grundstil. Auch in Sachen Datenschutz ist diese App kein herausragendes Beispiel. Liest man die Datenschutzbedingungen, erfährt man, dass die App Facebook als Werbeanbieter nutzt. So können mittels Cookies auch Benutzerdaten an Facebook gelangen. Auch bei dieser App besteht die Möglichkeit, alle Zyklus-bezogenen Daten einzutragen, sich an die Pille erinnern zu lassen oder fruchtbare Tage vorhersagen lassen. Zudem kannst du Daten exportieren und sichern oder per Mail verwenden, z.B. an deine*n Doktor*in. Auch diese App ist absolut kostenlos.
FAZIT: Nicht empfehlenswert. Diese App bietet im Vergleich zu drip und Clue keine relevanten Vorteile. Das mädchenhafte Design gefällt nicht jedem. Leider gewährleistet die App keinen ausreichenden Datenschutz.