Aktien gelten als riskant, die meisten Frauen scheuen sich davor, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Damit lassen sie sich aber auch eine wichtige Möglichkeit der Vermögensbildung entgehen!
Gerade in Zeiten, in denen Geld auf dem Sparkonto an Wert verliert, ist es endlich Zeit, dass du dich mit anderen Formen der Geldanlage auseinanderzusetzen. Denn auch an der Börse gibt es vergleichsweise risikoarme Möglichkeiten. Hier findest du die wichtigsten Informationen zu Aktien, Anlagestrategien und wie du entsprechend deiner Bedürfnisse investieren kannst.
Es ist erschreckend: Bis zum Jahre 1957 durften Frauen in Deutschland kein eigenes Konto eröffnen. Noch bis in die 70er Jahre benötigten Frauen die Zustimmung ihres Mannes, um berufstätig zu sein. Glücklicherweise hat sich seitdem zwar viel geändert, aber immer noch fällt es vielen Frauen schwer, sich um ihre eigenen Finanzen oder jene der Familie zu kümmern. In den meisten Familien sind es die Männer, die sich darum kümmern. Das ist fatal für die Unabhängigkeit der Frau, auch im Bezug auf die Altersvorsorge! Dazu kommt noch, dass Frauen in der Regel viel weniger verdienen als ihre Partner. Noch immer ist Deutschland Schlusslicht bezüglich des Anteils, den sie am Familieneinkommen beisteuern: es sind lediglich rund 20%.
Das hat auch Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein von Frauen im Bezug auf Finanzen. Während etwa die Hälfte aller Männer sich als kompetent bezüglich Finanzen einschätzt, tut das nur knapp ein Drittel aller Frauen. Während jeder vierte Mann Wertpapier besitzt, sind es bei den Frauen nur jede achte. Gleichzeitig haben Studien aber gezeigt, dass Frauen oft mehr Fachwissen zu Finanzen haben als Männer! Allerdings trauen sie sich oft weniger zu und fühlen sich nicht kompetent genug. Ein fataler Minderwertigkeitskomplex!
Umso wichtiger ist es, dass Frauen die Initiative ergreifen und sich um ihre Finanzen selbst kümmern, um sich nicht in eine gefährliche Abhängigkeit zu begeben.
Tipp 1: Grundlegende Strategie festlegen, die zu deinen Bedürfnissen passt

Wie überall im Leben gibt es auch in Sachen Aktien viele verschiedene Möglichkeiten. Egal, ob du möglichst wenig Risiko eingehen möchtest, ob du sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit legst, ob du feministisch investieren möchtest oder eine Chance auf hohe Gewinne haben möchtest: deine Anlagestrategie sollte deinen Bedürfnissen entsprechen! Es macht keinen Sinn, sich nicht am eigenen Charakter zu orientieren. Wenn du dich nicht regelmäßig mit deinen Aktien beschäftigen möchtest macht es keinen Sinn, eine Strategie zu wählen, bei der du ständig Börsenkurse verfolgen musst. Wenn du SUVs schrecklich findest, solltest du nicht in die Automobilindustrie investieren. Wirf nicht deine moralischen Grundsätze über Bord, wenn dir diese wichtig sind!
Risiken minimieren
Eine Aktie ist ein Unternehmensanteil, deren Wert sich am Vertrauen orientiert, die dieses Unternehmen momentan am Markt genießt. Der Kurs einer Aktie wird also von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Zum einen von quantifizierbaren, unternehmensspezifischen Erfolgszahlen wie Umsatz, Marktanteil, Eigenkapital oder Internationalisierungsgrad. Diese Zahlen werden zwar zum Großteil in der Unternehmensbilanz, sind jedoch, ohne betriebswirtschaftlichen Hintergrund, nur schwer zu bewerten. Selbst Betriebswirtschaftlern fällt Unternehmensbewertung schwer, da sich Unternehmen alle Mühe geben, in ihren Abschlüssen gut dazustehen. Auch die Erfolgsquote von professionellen Finanzanalysten ist deswegen über einen Zeitraum von 24 Monaten erschreckend gering: nach einer Studie von 2008[1] lag ihre Fehlerquote bei bis zu 95%.
Denn es gibt auch noch zwei andere Gruppen von Einflussfaktoren, die noch weniger greifbar sind. Zum einen hat die allgemeine Wirtschaftssituation und die Lage der Branche einen erheblichen Einfluss auf ein Unternehmen. Um dies bewerten zu können benötigt man nicht nur branchenspezifisches Fachwissen, sondern auch einiges an Erfahrung. Der wohl problematischste Einflussfaktor ist und bleibt allerdings das menschliche Handeln. Wie sehr vertrauen Anleger einer Aktie, wann springen sie ab, wann kaufen sie?
Der Aktienpreis setzt sich im Endeffekt aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage zusammen, so dass es kollektive psychologische Mechanismen den Aktienkurs zu einem Großteil bestimmen. Diese sind sogar kulturell sehr unterschiedlich. Während westliche Aktionäre dazu neigen, in Rezessionen Aktien zu verkaufen und in einer Phase des Wachstums ein Unternehmen zu kaufen, verhalten sich chinesische Aktionäre tendenziell antizyklisch[2].
ETF – Diverses Portfolio mit geringem Aufwand
Was also tun? Zum einen: die Angst verlieren. Niemand kann die Zukunft vorhersagen, auch keine professionellen Analysten. Zum anderen: Diversifizieren. Dieses Schlagwort bezieht sich darauf, dass du Aktien aus unterschiedlichen Branchen und Ländern von Unternehmen unterschiedlicher Größe und mit verschiedenen Strukturen kaufen solltest. Warum? Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sehr unterschiedliche Unternehmen gleichzeitig Kursverluste aufweisen – es sei denn, es gibt eine allgemeine Finanzkrise. Mit einem diversen Aktienportfolio kann man Risiken minimieren, die durch Probleme einzelner Unternehmen, Branchen oder Länder entstehen und geht somit sehr viel geringere Risiken ein.
Auch wenn das nach Aufwand klingt, ist es durchaus möglich, ein sehr diverses Portfolio mit wenig Zeit und wenig Wissen zusammen zu stellen. Selbst, wenn man nur kleine Summen investieren möchte. In solchen Fällen sind ETFs die richtige Lösung. Die Abkürzung steht für exchange-traded fund, also börsengehandelte Fonds. Das Besondere: es handelt sich um passiv verwaltete Fonds, bei denen keine Kosten für die Betreuung des Fonds anfallen. Dafür sind ETFs sehr gut diversifiziert, da sie einen gewissen Finanzindex abbilden, wie zum Beispiel den DAX oder den Dow Jones.
In solchen Anleihen sind also viele verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen oder Ländern enthalten, was sie wesentlich stabiler macht. Trotzdem können mit ihnen Renditen bis zu 8% erzielt werden, was wesentlich höher ist als normales Tagesgeld. Vorteile sind die niedrigen Kosen, die vielfältigen Unternehmen, die in einem ETF enthalten sind, die einfache Handhabung, die Möglichkeit, spontan zu verkaufen und die vergleichsweise hohe Transparenz. Da es sich bei ETFs um ein Bündel von Wertpapieren handelt, investierst du damit in einen gesamten Markt. Die größere Sicherheit, die sich dadurch ergibt, dass einzelne Unternehmen, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, kaum ins Gewicht fallen, bedeutet allerdings auch eine geringere Renditenchance als bei anderen Anlagemöglichkeiten.
Langfristig oder kurzfristig?
Die Schwankungen der Börse sind enorm. Trotzdem unterschieden sich kurzfristige und langfriste Trends stark. Aus diesem auf und ab kann man Profit schlagen – wenn man die Kurse ständig verfolgt. Allerdings führt jede Transaktion zu Kosten. Besonders, wenn du nur kleine Summen anlegen möchtest, können diese stark ins Gewicht fallen. In der Wissenschaft ist es tatsächlich umstritten, ob es überhaupt möglich ist, den Kursverlauf von Aktien vorherzusagen. Deswegen wird es von einigen Experten bestritten, dass es überhaupt möglich ist, durch die Auswahl einzelner Wertpapiere bessere Anlageergebnisse zu erzielen als der Markt an sich. Das ist einer der Gründe, warum es äußerst sinnvoll ist, Aktien aus sehr vielen verschiedenen Bereichen zu halten.
Berücksichtigt man sehr lange Zeiträume (also 10 Jahre oder mehr) ist die Wahrscheinlichkeit jedoch sehr groß, dass der Aktienkurs eines Index steigt. Die Wirtschaft ist auf Wachstum ausgerichtet. Selbst wenn es zwischendurch zu Krisen kommt, schaffen es die meisten Märkte langfristig, ihren Wert zu steigern. Wenn du dich aber nicht regelmäßig mit den Kursen beschäftigen möchtest, ist deswegen eine langfristige Anlagestrategie sinnvoller. Diese Strategie wird auch als Buy and Hold bezeichnet. Sie gehört wohl zu den stressfreiesten Varianten!
Eine Wunderwaffe ist allerdings auch Buy and Hold nicht. Denn auch wenn man bei dieser Strategie Kosten vermeiden kann und kurzfristige Schwankungen überbrückt zählt im Endeffekt nur die Differenz zwischen dem Preis, zu dem man eine Aktie kauft und zu dem, zu dem man sie verkauft. Eine Garantie, dass der Einstiegskurs wieder erreicht wird, besteht nicht. Es kann durchaus Sinn machen, Aktien früher zu verkaufen als geplant. Selbst wenn du bei Buy and Hold nicht gezwungen bist, dich täglich mit den Kursen zu beschäftigen, solltest du dich mit der generellen konjunkturellen Situation vertraut machen und deine Anlagen im Auge behalten!
Tipp 2: Das Musterdepot – Aktien ohne Risiko ausprobieren!

Du bist noch nicht überzeugt sondern scheust dich, die Risiken von Aktien einzugehen? Dann gibt es die perfekte Spielwiese für dich! So genannte Musterdepots ermöglichen es dir, virtuell Aktien zu kaufen. Du kannst Strategien ausprobieren, die Börse besser kennen lernen und eigene Hemmungen abbauen. Außerdem hast du so die Möglichkeit, unterschiedliche Finanzprodukte auszuprobieren und mehr über die Entwicklung innerhalb bestimmter Branchen zu lernen. Im besten Fall kannst du das Ganze als Börsenplanspiel sogar mit einem kleinen Anreiz und einem Wettbewerb verbinden. Oder spiele einfach gegen deine Freundinnen, um anderen Frauen zu helfen, ihre Bedenken abzunehmen.
Viele Broker und Banken bieten kostenlose Musterdepots an. Im Idealfall suchst du dir bereits dort ein Depot, wo du später Aktien kaufen möchtest. Es ist aber auch vollkommen in Ordnung, dich erst mit solchen Fragen zu beschäftigen, wenn du mit der Börse warm geworden ist. Beispielsweise bietet die Sparkasse ein Übungsdepot an, bei dem du dich per Mail benachrichtigen lassen kannst, wenn du ein selbstdefiniertes Limit erreicht hast und die Werte deiner virtuellen Aktien verändern sich in Echtzeit. Darüber hinaus bietet die Sparkasse auch Börsenplanspiele an, die sich allerdings vorwiegend an junge Menschen richten. Auch online Broker wie onvista bieten Musterdepots an. Hier können bis zu 15 Muterdepots kostenfrei angelegt werden, auch hier ist es möglich, Benachrichtigungen zu erhalten, wenn Schwellenwerte erreicht werden.
Selbst Börsenexperten verwenden übrigens Musterdepots! So können sie zeigen, dass ihre Strategien aufgehen, sich vergleichen, um Kunden werben und Aufmerksamkeit erregen. Außerdem soll dies Transparenz generieren. Du kannst solche Experten-Depots als Inspirationsquelle nutzen. So wirst du vielleicht auf Unternehmen aufmerksam, von denen du bisher kaum etwas gehört hast oder kannst beobachten, wie gut unterschiedliche Strategien aufgehen.
Tipp 3: Nachhaltige Aktien kaufen

Wir stehen an einem gesellschaftlichen Wendepunkt: Ökologisches Handeln ist längst eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Der Klimawandel lässt uns kaum noch Zeit sondern verlangt entschiedenes und effektives Handeln. Deswegen macht es Sinn, auch beim Kauf von Aktien auf Nachhaltigkeit zu achten, selbst wenn die Börse nicht unbedingt der Ort ist, den man mit Umweltfreundlichkeit verbindet. Doch Investments bestimmen die Richtung, die die Weltwirtschaft nimmt. Auch wenn du mit einem verhältnismäßig kleinen Geldbetrag agierst kannst du trotzdem ein Zeichen setzen und nachhaltig investieren! Doch wie findest du Unternehmen, die sich für das Klima, Biodiversität und den Erhalt von Ressourcen einsetzen?
Zukunftsweisende Branchen fördern
Die einfachste Möglichkeit ist, Aktien aus Branchen zu kaufen, die per se nachhaltige Produkte herstellen. Allerdings sind viele umweltfreundliche Produkte immer noch Nischenanwendungen, weswegen sie entweder nur ein Teil der Produktpalette großer Konzerne sind, oder von Unternehmen hergestellt werden, die nicht börsennotiert sind. Eine Ausnahme bilden dabei die Erneuerbaren Energien, da hierfür sowohl große Entwicklungskosten nötig sind, aber auch ein vergleichsweise großer Absatzmarkt besteht. Photovoltaik und Windkraft sind deswegen Branchen, in die ein nachhaltiges Investment fließen kann. Schon alleine, weil sie eine Transformation des Energiesektors fördern, der dringend notwendig ist, um Klimaziele zu erreichen.
In Bezug auf Windenergieanlagen bieten sich zum Beispiel der Weltmarktführer aus Dänemark, Vestas, an. Das Unternehmen bietet eine breite Produktpalette an Anlagen, die sich sowohl für on- als auch offshore Nutzung eignen. Zudem führen sie Anlagen, die für Standorte mit weniger Wind optimiert sind, was für allem für das Binnenland interessant ist. Der wohl härteste, derzeit aufstrebende Konkurrent ist Goldwind, eine Firma aus China, die vor allem von den relativ geringen Produktionskosten im eigenen Land profitiert und von der Tatsache, dass China im Moment stark auf den Ausbau von Windkraft setzt. Im Moment sind sie gemessen an der installierten Leistung der zweitgrößte Hersteller, könnten Vestas allerdings in den nächsten Jahren überholen.
Photovoltaik und Windkraft – Dynamisch Branchen
Photovoltaik ist die zweite große Branche der Erneuerbaren Energien. Lange Zeit waren hier deutsche Hersteller weltweit führend, allerdings ist aufgrund der eingestellten Subventionen und der Konkurrenz aus China die deutsche Solarindustrie zusammengebrochen. Im Moment spielen sie nur noch im hochpreisigen Segment und im Bezug auf Spezialanwendung eine Rolle. Heute dominieren chinesische Solarkonzerne den Markt. Im Moment JinkoSolar mit etwa 12.000 Mitarbeitern und insgesamt sechs Produktionsstätten Weltmarktführer[3]. Das Unternehmen wurde erst 2006 gegründet. Dies zeigt auch, dass es sich um eine sehr junge und damit tendenziell sehr dynamische Branche handelt.
Für Windkraft und Photovoltaik gilt damit gleichermaßen:
Beide Branchen sind stark abhängig von
konjunkturellen Schwankungen und politischen Entscheidungen. Je nachdem,
wie sich Ausbauziele von Ländern verändert werden, ob Erneuerbare Energien
subventioniert werden und welche baulichen Regeln erlassen werden, kann sich
der Absatz der Unternehmen sehr schnell verändern. Zudem ist der chinesische
Markt im Moment aufgrund des Handelskrieges sehr schwer einschätzbar. Deswegen
sollte man Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien nur als Teil eines
ausgewogenen Portfolios einkaufen, wenn man keine hohen Risiken eingehen möchte!
Best Practice fördern
Leider gibt es kaum Unternehmen, die wirklich nach ökologischen Gesichtspunkten agieren. Auch im Kontext der Erneuerbaren Energien wird mit Klimaschadstoffen wie Schwefelhexafluorid gearbeitet, kaum recyclebare Verbundwerkstoffe werden eingesetzt und seltene Erden verbraucht. Doch auch wenn es nicht DAS umweltfreundliche Unternehmen gibt macht es Sinn, Aktien von Firmen zu kaufen, die es zumindest besser machen als ihre Konkurrenz. So kann man auch innerhalb von Branchen, die nicht per se umweltfreundliche Produkte verkaufen, immerhin das Bemühen um Nachhaltigkeit gefördert werden.
Zwar beteuern praktisch alle Unternehmen, wie wichtig ihnen Nachhaltigkeit ist. Doch wer kann das auch in die Praxis umsetzen? Die Wirtschaftswoche hat 2018 ausgewertet, welche Unternehmen den größten ökologischen, sozialen und ökonomischen Mehrwert für die deutsche Gesellschaft liefern. Allerdings basiert diese Analyse auf den eigenen Angaben der Unternehmen. Hier finden sich zahlreiche internationalagierende Großkonzerne unter den Top 20, angeführt wird die Liste von der Continental AG, dann folgt OSRAM Licht AG und die Jungheinrich AG. Auf Platz 6 befindet sich Siemens.
Nachhaltigkeitsindex
Auch Corporate Knights, eine Marktforschungsunternehmen aus Kanada, veröffentlicht jährlich ein Ranking der nachhaltigsten Unternehmen der Welt. Sie berücksichtigen zum einen die allgemeine Ausrichtung der Branche – und schließen beispielsweise Waffenhersteller kategorisch aus. Das Maß an Verschuldung wird einbezogen, die Unternehmen messen jedoch auch hier ihre Nachhaltigkeit selbst. Entsprechend findet man auch hier in den Top 3 für 2018 nicht unbedingt Unternehmen, die man mit Umweltschutz in Verbindung setzen würde. Dassault Systems, ein Unternehmen für Softwareentwicklung aus Frankreich führt die Liste an, gefolgt von Neste aus Finnland, die sowohl Mineralöl als auch Biokraftstoffe herstellen und Valeo, einem Automobilzulieferer aus Frankreich.
Leider fehlt noch ein wirklich überzeugender Nachhaltigkeitsindex für börsennotierte Unternehmen, da bis jetzt keine Veröffentlichung von umweltrelevanten Daten verpflichtend ist. Insofern müssen sich die Rankings stets auf die Selbstauskunft der Unternehmen verlassen und haben somit nur begrenzte Aussagekraft.
Nachhaltige ETFs
Kann man umweltfreundliche Aktien kaufen und dabei auch noch Risiken vermeiden? Ja! Ethische und ökologische Investments sind auch mit passiven Fonds möglich. Und es sind nicht wenige, etwa 50 verschiedene nachhaltige ETFs stehen zur Auswahl. Hierbei werden die Aktien, die der Fond beinhaltet, nicht aktiv ausgewählt, sondern ein Index abgedeckt. Allerdings können der Auswahl gewisse Regeln zu Grunde liegen. Zum Beispiel wird bei solchen ökologischen ETFs auf Beteiligung von Unternehmen verzichtet, die als unethisch gelten. Darunter fallen zum Beispiel Rüstungskonzerne. Problematisch ist, dass die meisten nachhaltigen ETFs noch nicht lange auf dem Markt sind und deswegen kaum bewertet werden können.
Zwei Produkte wurden von Finanztest als gut mit vier von fünf möglichen Punkten bewertet. Das Ausgiebige Testergebnis findest du hier. Es handelt sich um iShares Dow Jones Global Sustain der Firma iShares, einer Tochter des Vermögensverwalters Blackrock und den UBS MSCI World Socially Responsible Ucits ETF USD A-dis, der zur französischen Großbank BNP Paribas gehört. Beide erbrachten für eine Laufzeit von 5 Jahren eine Rendite über 10%. Das Produkt von iShares hat mit 10,7% die geringere Rendite erreicht. Der ETF schließt Atomkraft, Fossile Brennstoffe, industrielle Tierhaltung und Gentechnik nicht aus. UBS MSCI World Socially Responsible Ucits ETF erreichte eine höhere Rendite mit 12,2%. Allerdings wurden hier ebenfalls keine fossile Brennstoffe ausgeschlossen. Aufgrund seiner Kriterien und seiner Rendite überzeugt also das Produkt von BNKP Paribas.
Wer die Sicherheit seiner Anlagestrategie erhöhen möchte kann nur einen Teil seines Geldes in solche Fonds investieren und den restlichen Betrag als Tagesgeld bei ethisch-ökologisch orientierten Banken anlegen. Darunter Fallen zum Beispiel die Pax-Bank, oder die Umweltbank. Hierbei ist die Rendite jedoch deutlich geringer, sie liegt zwischen 0,1 und 0,001%. Dafür sind die Anforderungen hier sehr hoch. Teilweise wird auch Kinderarbeit ausgeschlossen. Fossile Brennstoffe sind bei allen Banken ein Ausschlusskriterium.
Tipp 4: In andere Frauen investieren

Ist es nicht schon erschreckend an sich, dass wir über Frauen und Aktien sprechen müssen? Sollte dieses Thema nicht geschlechtsneutral sein? Das ist es offensichtlich nicht. Aber vielleicht können wir etwas dafür tun, dass sich dies in nächster Zukunft verändert. Erschreckenderweise gibt es noch nicht einmal gemeinnützige Organisationen, die sich zum obersten Ziel gesetzt haben, Frauen im Bezug auf Finanzen zu ermächtigen. Wir brauchen mehr feministisches Investment! Da die meisten von uns nicht die Zeit haben, das zu ändern, kann ein erster und einfacherer Schritt sein, in Unternehmen zu investieren, die Frauen mehr fördern als ihre Konkurrenten. Wir brauchen mehr feministisches Investment!
Frauen im Aufsichtsrat von DAX-Unternehmen
David Matsa von der Northwestern University und Amalia Miller von der University of Virginia haben in einer Studie festgestellt, dass weibliche Aufsichtsräte eine Art Sogwirkung für das gesamte Unternehmen verursachen. Je mehr weibliche Aufsichtsräte ein Unternehmen hat, desto werden auch Frauen in operative Führungspositionen berufen. Insofern ist die Zahl weibliche Aufsichtsräte ein sinnvolles Kriterium, wenn man feministisch investieren möchte. Sieht man sich den Anteil der Frauen in Aufsichtsräten bei DAX-Unternehmen an, ist zuerst einmal erschreckend, dass kein einziges Unternehmen 50% erreicht.
Am 1. Januar 2016 trat in Deutschland ein Gesetz in Kraft, dass große Unternehmen verpflichtet, mindestens 30% Frauen in den Aufsichtsräten einzusetzen. Im Durchschnitt liegen die DAX-Unternehmen nur 4% über dem gesetzlichen Mindestwert. Die Münchener Rück und Beiersdorf sind die Unternehmen mit der höchsten Quote (45% und 41,7%). Die Commerzbank, die Telekom und Fresenius haben jeweils 40% Frauen. Eine ausführliche Liste aller DAX-Unternehmen mit der Quote der Frauen im Aufsichtsrat findest du hier.
Frauen-Karriere-Index (FKI)
Um Unternehmen, die Frauen effektiv fördern, sichtbarer zu machen, hat Bundesministerin Kristina Schröder 2012 den Frauen-Karriere-Index (FKI) eingeführt. Damit sollen Unternehmen unterschiedlicher Größe aus verschiedenen Branchen bezüglich Gleichstellung vergleichbar gemacht werden. Berücksichtigt werden z.B. Förderungsprogramme für Frauen (wie Coachings, Mentoring oder Frauennetzwerke), aber auch Vereinbarkeit von Familien und Karriere, Verhältnis von Teilzeit zu Vollzeit, Kooperation mit Schulen und Universitäten oder der weibliche Anteil an Führungskräften. Eine Teilnahme am Ranking ist für Unternehmen freiwillig. Der Index zeigt, dass es ausländische Unternehmen beim Thema Gleichberechtigung deutlich besser draufhaben. 2019 wurde Hewlett Packard Enterprise zum sechsten Mal in Folge zum Sieger gekürt, sie teilen sich den ersten Platz in diesem Jahr mit Accenture. Hewlett Packardhaben unter anderem den Frauenanteil in Führungsebenen erheblich ausgebaut und spezielle Programme aufgesetzt, um strategische Allianzen zwischen Frauen und einflussreichen Männern zu fördern. Offene Strukturen, eine Kultur der Offenheit und organisatorische Flexibilität fördern den Frauenanteil in Führungspositionen von börsennotierten Unternehmen.
Besonders Technologieunternehmen, die oft jünger sind und eine höhere Bereitschaft bezüglich innovativer Unternehmensstrukturen zeigen, bemühen sich um Gleichberechtigung. So erreicht beispielsweise Intel Platz 3, zusammen mit der Santander Consumer Bank. Platz 5 teilen sich die BMW AG und die RWE Group. Unter den Top 5 sind aber nicht nur Global Player. 2019 erreichten die Berliner Wasserbetriebe Platz 2 und die Investitionsbank Berlin 85 Platz 4. Dies verweist auch darauf, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen Unternehmensstandort und Frauenförderung geben kann!
Frauenförderung wird in vielen Unternehmen immer noch ausgebremst, da sie den Status Quo in Frage stellt und einen Selbstreflektionsprozess erfordert, an dem viele börsennotierte Unternehmen kein Interesse haben. Dabei ist nicht nur wichtig, dass Frauen in die Führungsetage kommen, sondern auch dort bleiben! Insofern stellt die Digitalisierung auch eine Chance für Frauen dar: die tiefgreifenden Veränderungen, die mit ihr einhergehen werden, können auch Vorurteile und Gewohnheiten abbauen!
Tipp 5: Gute Kompromisse finden

Leider gibt es keine perfekte Aktie. Kein börsennotiertes Unternehmen schüttet gleichzeitig hohe Dividenden aus, ist sehr risikoarm, fördert Frauen vorbildlich und ist Musterschüler in Sachen Nachhaltigkeit. Deswegen ist es unerlässlich, Kompromisse zu finden und sich zu überlegen, welches Ziel die anderen dominiert. Beispiel BMW: Bezüglich der Frauenförderung in Deutschland ist das Unternehmen unter den Top 5 in Deutschland. In Sachen Nachhaltigkeit aber ist es eher fragwürdig, in Autos zu investieren Bezüglich der Dividendenausschüttung ist das Unternehmen zumindest im Vergleich der DAX-Unternehmen überdurchschnittlich gut. Allerdings handelt es sich bei der Automobilbranche insgesamt eher um ein unsicheres Feld, da aufgrund der Umstellung zu Elektromobilität hohe Investitionen nötig sind und neue Risiken entstehen. Bei der Wahl einer Aktie oder eines Fonds, der zu dir passt, musst du abwägen, welches Ziel dir am wichtigsten ist.
Es macht Sinn, ein übergeordnetes Ziel zu wählen und auf dieser Basis eine Liste von 10 geeigneten Aktien zu erstellen. Um die Auswahl einzuschränken, kann dann das zweitwichtigste Ziel herangezogen werden. Falls noch zu viele Alternativen übrig bleiben kann dann das drittwichtigste Ziel die entscheidende Auswahl treffen. Wichtig ist es, dass es nicht die eine, richtige Entscheidung gibt, sondern mehrere sinnvolle Wege und Möglichkeiten. Entsprechend solltest du dir nicht zu viele Sorgen darüber machen, einen Fehler zu begehen. Alleine durch das Lesen dieses Artikels hast du mehr Wissen als ein Großteil der Bevölkerung. Du hast einen Einstieg in ein Thema gefunden, an das sich viele Menschen nicht herantrauen.
Quellenverweise
[1] Montier, J. (2008) Mind matters: the dangers of DCF, Société Générale Cross Asset Research, Econ Verlag
[2] Baron, Stefan; Yan-Baron, Guangyan (2018) Die Chinesen: Psychogramm einer Weltmacht
[3] https://www.wirtschaftsforum.de/news/weltmarktfuehrer-fuer-solarmodule/
Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Ich agiere als Privatanleger. Investitionen an der Börse können einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals zur Folge haben.